Kooperation ist das Mantra der Digitalisierung

Abschotten, das können wir gut, wenn es darum geht, Arbeitsabläufe und Unternehmen zu organisieren. Das ist das Gegenteil von dem, was die Digitalisierung braucht: Öffnung und Kooperation. Denn auf einmal reicht es nicht mehr, dass eine „zuständige“ Abteilung sich um ein definiertes Aufgabenpaket A kümmert und eine andere um B. Vielmehr kann man an vielen Stellen A und B gar nicht mehr exakt greifen, weil der Kunde seinen Bedarf online via App ins System einspeist. Oder weil ein zukünftiger Wettbewerbsvorteil nur zu erreichen ist, wenn verschiedene Spieler gemeinsame Sache machen. Etwa die Bahn mit Carsharing-Anbietern und Fahrradvermietern oder gar dem privaten Pkw-Besitzer. Nur in solchen Kooperationen kann ein Gesamtsystem entstehen, das uns Nutzer dazu bringt, (in diesem Beispiel) Mobilität anders zu leben als heute. Einer allein hat in vielen Fällen nicht die Macht und Energie, um das zu schaffen.

Digital sind solche Formen der Zusammenarbeit effizient möglich, aber wie baut man diese neuen Plattformen? Nicht innerhalb einer Abteilung. Das ist sicher. Wer sich abschottet, sollte ich an den Lateinunterricht erinnern: Morituri te salutant, die Todgeweihten grüßen Dich!

Aus organisatorischer Sicht ist es höchst spannend, was derzeit geschieht. Von außen betrachtet geht es bei der Digitalisierung um Technologie und technologischen Vorsprung, schaut man jedoch genauer hin, haben die die Nase vorne, die Kooperationen besser organisieren können. Da geht es nicht darum, Effizienzpunkte zu sammeln, es geht schlicht darum, das Neue überhaupt auf die Reihe zu bekommen. Schnell schaut man dann nach Kalifornien, ins Silicon Valley, kopiert „agil“. Oft kommt dabei jedoch nur Taylorismus in neuer Form heraus, auf Kostensenkung reduzierte Zusammenarbeit am Weiterentwickeln des Bestehenden mit Scrum Master und Product Owner.

Die neuen Anforderungen an Organisation widersprechen der Lehre der vergangenen Jahre und dem Streben danach, Verschwendung zu vermeiden, Prozesse schlank zu machen. Sie widersprechen unserem gesellschaftlichen Bild und unserem Mindset. Wir beurteilen Unternehmen immer noch nach traditionellen Mustern. Wer scheitert wird ausgelacht, wer Fehler macht, entlassen.

Diese Muster sind wichtig. Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen. Wichtig dort, wo Massen desselben Produkts hergestellt werden. Das geht nicht ohne auf die Kosten zu achten. Wo das Neue entstehen soll, ist diese Messlatte allerdings gefährlich, denn sie führt unweigerlich dazu, dass genau die Menschen, die wir nun brauchen, gehen oder gegangen werden. Oder sich dem System fügen und die Klappe halten. Dann hat der die Nase vorne, der Kooperationen organisieren und mit Risiken umgehen kann.

Was auch immer Sie damit nun machen. Die Digitalisierung kommt. Daran werden wir wohl nichts rütteln. Oder besser: sie ist schon da. Ist nur die Frage, was wir daraus machen.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Kommentar verfassen