Regelmäßig unterschätzt: der Einfluss der Geschäftsleitung auf den Projekterfolg. Mit wenig Aufwand lässt sich viel gutes Projektmanagement erreichen.

Nehmt den Chef mit!

Wer bei Projekten nur an Projektleiter denkt, springt zu kurz

Nein, es sind nicht nur die Projektleiter, die wichtig sind, wenn es daran geht, Projektmanagement im Unternehmen zu etablieren. Organisationsentwicklung in Sachen Projektführung muss sich an mehr Zielgruppen als nur an das offensichtliche Projektpersonal richten, damit sich ein neuer „Normalzustand“ einstellt. Deshalb reicht es auch nicht, die Projektleiter zu schulen, wenn Projekte besser laufen sollen. Und deshalb auch die Überschrift: „Nehmt den Chef mit!“, denn der hat einen enormen Einfluss auf den Erfolg von Projekten. Aber nicht nur er.

Beißhemmung der Hierarchie gegenüber

Allerdings, so entsteht bei uns immer wieder der Eindruck, als gäbe es eine tiefe Kluft zwischen denen, die das Projektmanagement in Unternehmen voranbringen wollen und „der Hierarchie“. Den Machern fällt es meist leicht, Projektleiter einzuladen. Sobald die Sprache darauf kommt, Bereichsleiter mit an den Tisch zu bringen oder gar den Vorstand, wird die Zurückhaltung groß. „Da warten wir lieber mal noch!“ Und ich will fragen: „Worauf genau?“ Warum tun sich Teams so schwer, die Bosse einzuladen? Was machen die Unternehmenslenker, damit dieser Graben entsteht? Und welchen Anteil haben die Mitarbeiter daran, dass dieser Graben existiert?

Gerade über Hierarchieebenen hinweg

Projekte sind eine Organisationsform, die gerade über Hierarchieebenen hinweg funktionieren soll. Nein: funktionieren muss! Die gerade auch über Bereichsgrenzen oder gar Unternehmensgrenzen hinweg funktionieren muss. Diese Tatsache lässt nur einen Schluss zu: wer wirklichen Projekterfolg will, der muss Brücken über diesen Graben bauen. Der muss auf allen Ebenen und in allen Bereichen dafür sorgen, dass ein gemeinsames Verständnis dafür entsteht, was Projekte sind und worauf jeder in seiner Rolle wert legen sollte, damit diese möglichst leicht gelingen.

Das ist kein Selbstzweck. Eine Organisation braucht Projekte und derzeit mehr denn je. Denn Projekte sind dazu da, Neuland zu erschließen. Das gilt für technologische Entwicklungen ebenso wie für neue Märkte oder neue Geschäftsmodelle. Diese Organisationsform ist dazu da, mit Unsicherheit umzugehen und deshalb so anders, als der tayloristisch gebaute Teil eines Unternehmens, der auf Arbeitsteilung in Verbindung mit effizienten Prozessen setzt. Und gerade bei der Integration dieser beiden Organisationsformen braucht es das Management, denn nur diese Personen sind in der Lage, die Verbindung zu schaffen.

Zielgruppen von Organisationsentwicklung für Projektmanagement

Wer sich aufmacht, das Projektmanagement und damit die Projektkultur im Unternehmen zu verändern, der tut gut daran, eine größere Zielgruppe als nur die Projektleiter ins Visier zu nehmen. Immer (und damit mindestens) auf der Liste stehen sollten: Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Gremienbetreuer, Bereichsleiter, Assistenten dieser Personen, Führungskräfte aller Teammitglieder, Projektleiter und hier mit einem besonderen Fokus die Projektleiter der unternehmensweit bedeutendsten Projekte, Projektteammitglieder, Personalentwickler, Organisationsentwickler, IT-Mitarbeiter und die Mitglieder des Project Management Office.

Wobei das nicht bedeuten soll, dass diese Personen alle als Komplizen mitwirken oder eine Schulung besuchen müssen. Diese Liste sagt nur, dass es sehr sinnvoll ist, sich damit auseinanderzusetzen, welche Rolle diese Personen in Projekten einnehmen sollen, was sie dafür tun müssen und welche Schritte nötig sind, damit sie diese Rolle annehmen und annehmen können.