Lasst Projektleiter Projekte leiten! – Projektbrief
Liebe Projektbrief-Leser,
der Vorteil eines Chefs könnte es sein, dass er sich über spannende Geschäftsideen Gedanken machen kann, während seine Projektleiter dafür sorgen, dass die Projekte zum Ergebnis kommen. Allerdings läuft das recht häufig anders, haben wir den Eindruck. Deshalb rufen wir in dieser Ausgabe laut aus: “Lasst Projektleiter Projekte leiten!” Mehr im Leitartikel.
Passenderweise hat Idepap mit Herrn Schapbach zu tun, der mehr Verantwortungsübernahme von seinen Projektleitern fordert, während Projektleiter Müllerschön dank seines Chefs zum Fenster hinaus schauen kann. Außerdem empfehlen wir das Dossier der Süddeutschen Zeitung Online zur “Zukunft der Arbeit”. Um die geht es letztlich immer auch, wenn wir über Projektmanagement schreiben.
Genau dazu liefern wir in dieser Ausgabe die zweite Frage für Projektleiter. Irgendwann wird aus dieser Serie der Fragen ein ganzer Projektmanagement-Prozess. Dauert aber noch ein bisschen.
Viel Freude bei der Lektüre.
Ihre
Projektmenschen
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Die Themen:
2. Gestatten, Idepap!
3. Lesetipp: Recherche zur Zukunft der Arbeit
4. Im Blog-Archiv: zur Rolle des Projektleiters
5. Projektleiter-Frage Nr. 2: Wie lautet der Auftrag?
6. Ab Herbst wieder: Projektmensch live
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1. Das Geheimnis von
Scrum & anderen
Ansätzen: machen lassen
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Es ist schon ein bisschen ein Hype, der derzeit um Scrum und das sogenannte “agile Projektmanagement” gemacht wird. Und man kann sich trefflich streiten, ob Scrum überhaupt ein Projektmanagement-Ansatz ist oder ein Vorgehens- bzw. Denkmodell. Und eben diese Diskussion bringt aus unserer Sicht ein paar schöne (Neben-)Effekte mit sich, denn mit den Erfolgen von Scrum gelingt es, an alten Denkmustern zu rütteln. Etwa der Aussage, Projektmanagement habe etwas mit “Kommando und Kontrolle” zu tun, oder der fixen Idee, Projektpläne seien gemacht, um eingehalten zu werden (siehe hierzu auch “Bitte hört auf Termine einzuhalten!” im Projektmensch-Blog). Oder dem Bild des übermächtigen, allwissenden Projektleiters, dem wir nicht selten begegnen.
Überlegen Sie einfach selbst, welche die Projekte waren, die besonders gut funktioniert haben? Sie werden häufig auf Parallelen zu den Dingen treffen, die in den zwölf Prinzipien des Agilen Manifests zum Thema Softwareentwicklung klar auf den Punkt gebracht wurden. Etwa das Prinzip der selbstorganisierten Teams. Da treffen sich Menschen, schaffen Klarheit über ihre Ziele, machen die Arbeit sichtbar und jeder übernimmt, was er stemmen kann. Dann geht es los. Wo es hakt, wird darüber gesprochen. Ein Projektleiter hat insofern eine Sonderrolle, da er dafür sorgt, dass die Infrastruktur stimmt, dass Diskussionsergebnisse festgehalten werden und der Support bekommt, was der Support benötigt.
Genau diese Diskussion macht außerdem noch etwas deutlich: liebe Chefs, lasst die Projektleiter und deren Teams machen! Sofern klar abgestimmt ist, welches Ergebnis geliefert werden soll, ist es Aufgabe von Projektleiter und Team, dieses Ergebnis auch zu liefern. Welchen Titel der Projektleiter auch immer abbekommen hat. Der Boss vergibt den Auftrag, der Projektleiter erarbeitet mit dem Projektteam den Weg zum Ziel und sorgt für ständige Abstimmung zwischen den Beteiligten. Inklusive Sichtbarmachen des Fortschritts.
Mancher Führungskraft fällt das schwer. Von außen betrachtet bekommt man nicht selten den Eindruck, dass der Chef des Projektleiters das Projekt leitet. Wer dann erwartet, dass seine Projektmannschaft Verantwortung übernimmt, läuft meist ins Leere. Als Auftraggeber, und in dieser Rolle sind die Chefs eben oft, gilt es ein paar Kleinigkeiten sicherzustellen, damit das gelingt: Auftraggeber sollten für Klarheit beim Auftrag sorgen, außerdem für Freigaben von Projektskizze und Projektplan, für ausreichend Personal und Budget und für flinke Entscheidungen während der Umsetzung. Dann kann ein Projektleiter sein Projekt auch leiten.
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2. Gestatten, Idepap!
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“Jetzt zeigen Sie mal her!” Mit festem Griff zog Schapbach die Mappe des Projektleiters zu sich und begann mit ernster Miene darin zu blättern. Eine Reihe von “Hmm.” und “Aha.” war zu vernehmen, während Projektleiter Müllerschön gemütlich aus dem Fenster schaute. Draußen blühten bereits die meisten Pflanzen und es war herrlich anzusehen. “Hmm, okay. Dann machen wir das folgendermaßen…”, setzte Schapbach gerade an, als ein lautes “Stopp!” zu vernehmen war.
Idepap hatte die gesamte Szene beobachtet. Vielleicht war sein Stopp-Ausruf etwas zu laut geraten. Aber jetzt genau war dieser eine wichtige Moment, auf den er schon eine Weile gewartet hatte. Schapbach beklagte sich, seine Projektleiter würden keine Verantwortung annehmen. Noch ratterte es in Idepaps Kopf auf der Suche nach der passenden Frage.
“Mir drängt sich gerade der Eindruck auf, dass Sie den Projektleiter entlassen wollen. Inwiefern liege ich damit richtig?”, startete Idepap. Schapbachs Augen wurden groß. Müllerschön war hellwach, das Fenster interessierte ihn nicht mehr und auch nicht die blühende Landschaft. “Wie kommen Sie darauf?”, entgegnete Schapbach. “Sie machen gerade seinen Job”, kam es kurz und knapp von Idepap. Diesmal klang das “Hmm.” von Schapbach anders.
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3. Lesetipp:
Recherche zur Zukunft
der Arbeit
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Und wie die Arbeit anders wird, das merken wir selbst ständig an unserer Arbeitswirklichkeit. Arbeitsort? Eigentlich egal. Arbeitsgerät? Innerhalb gewissen Rahmenbedingungen frei wählbar. Arbeitsteilung? Arbeit sichtbar machen und in Abstimmung verteilen. Arbeitszeit? Frei gestaltbar. Wir finden das spannend, vor allem auch, weil wir darauf wetten, dass mit der Arbeitsform Projekt noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Etwa wenn es um die Verbindung von Familie und Beruf geht, stehen noch viele Türen offen.
Eben dieser “Zukunft der Arbeit” hat sich “Die Recherche” der Süddeutschen Zeitung Online gewidmet. In verschiedenen Artikeln geht es unter anderem um zu wenig Schreibtische im Büro, Arbeiten nach dem Lustprinzip und Arbeitsverweigerer sowie um die Angst vor Schreibrobotern. Sehr lesenswert!
http://www.sueddeutsche.de/thema/Zukunft_der_Arbeit

Was ist ‘Arbeit’? Ein Begriff im Wandel. Nicht immer geht es um harte, körperliche Arbeit, auch wenn dieses Bild immer noch unsere Organisationen prägt.
Vor längerem haben wir dazu im Projektmensch-Blog “Was ist ‘Arbeit’?” veröffentlicht, in dem es um Sven geht, der eigentlich Mathematiker ist. Eventuell auch spannend könnte dazu der Artikel “Produktivität der Zukunft” sein.
Eine Anmerkung zu dieser Empfehlung:
Wir sind gelegentlich für die SWMH und damit auch für die Süddeutsche tätig, was uns nicht abgehalten hat, dieses lesenswerte Dossier zu empfehlen. Jedoch dachten wir, dass Sie das wissen sollten.
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4. Im Blog-Archiv:
zur Rolle des Projektleiters
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Der Projektleiter nimmt eine Sonderstellung ein in Projekten, ist er doch die Schnittstelle zwischen sehr vielen Beteiligten. Dabei ist er nicht der Boss der Mitwirkenden, auch wenn sich das mancher Projektleiter wünscht. Spätestens wenn Lieferanten mit koordiniert werden müssen, ist seine Macht jedoch eh am Ende und er muss andere Instrumente finden, um für eine Zusammenarbeit zu sorgen, die Hand in Hand geht.

Manche nennen die Position auch Sandwichposition. Es darf mit vielen Erwartungen gerechnet werden.
Für uns sind Projektleiter “Uhrmacher, keine Zeitansager“. Außerdem sagen wir es immer wieder: “Gute Projektleiter sind Täter. Nicht Opfer.” Im positiven Sinne.
Bei Scrum & Co. gibt es keinen Projektleiter. Vielmehr nehmen Product Owner und Scrum Master wichtige Rollen ein, um dem Projektteam, das hier Entwicklerteam heißt, gute Zusammenarbeit möglich macht. Wobei sich Scrum und traditioneller Ansätze nicht widersprechen. Im Gegenteil. Über das, was wir “Integriertes Projektmanagement” nennen, haben wir in “Zum Hausbau mit Software: Scrum und Klassik integriert.” geschrieben.
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5. Projektleiter-Frage Nr. 2:
Wie lautet der Auftrag?
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Je konkreter und spezifischer der Auftrag, desto leichter tun sich Auftraggeber, Projektleiter und Projektteam. Da Auftraggeber in der Praxis selten viel Zeit für die Auftragsübergabe verwenden, ist es Aufgabe der Projektleitung – selbst wenn sie noch nicht formal feststeht – den Auftrag möglichst gut zu klären. Der Auftrag enthält Zielvorgaben, die für alle weiteren Schritte relevant sind, sowie Annahmen über einzuhaltende Rahmenbedingungen.
Als Projektleiter sollten Sie versuchen in einer persönlichen Rücksprache mit dem Auftraggeber die Ausgangslage möglichst gut zu klären. Stellen Sie so viele Fragen, wie Sie nur können. Insbesondere sollte am Ende des Gesprächs klar sein, welcher Nutzen nach Projektabschluss vorliegen muss und was darüber hinaus vom Projektteam erwartet wird.
(Auszug aus Projektmanagement im Verlag (1), Holger Zimmermann, Verlag DeGruyter, 2014)
Speziell zum Projektauftrag ist außerdem das eBook “Projektaufträge vergeben: Der Einstieg entscheidet über den Projekterfolg” (1) erschienen.
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6. Projektmensch live
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Im Moment ist es etwas eng bei uns, was offene Veranstaltungen betrifft. Erst im Herbst haben wir mit dem “Basis-Seminar Projektmanagement kompakt” wieder freie Plätze im Angebot. Für Auftraggeber und Führungskräfte bereiten wir derzeit neue Termine für 2016 vor.
Vor der Sommerpause gibt es noch Plätze im Vortrag “Zehn Tipps, wie Sie Ihr Projekt sicher ruinieren” aus der Reihe “Denkanstösse 2015″ der Stuttgarter Zeitung. Im Haus der Wirtschaft in Stuttgart haben allerdings auch mehr Personen Platz, als die üblicherweise neun Teilnehmer, die wir in unseren Seminaren maximal zulassen.
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Der Projektbrief wird herausgegeben von Holger Zimmermann. Projektmensch., Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH), Hanfweg 10, 72160 Horb am Neckar, Deutschland (Steuernummer: 42341/21603, Finanzamt Freudenstadt. USt-ID DE190572274). Verantwortlich für den Inhalt ist Holger Zimmermann. Alle Inhalte sind (c)2007 – 2015 Holger Zimmermann, sofern nicht anders angegeben. Ähnlichkeiten von Namen mit denen lebender Personen und real existierender Firmen sind rein zufällig. Die Dinge jedoch könnten so oder so ähnlich auch geschehen sein.
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